DAS-IST.WIEN: SPAZIERGÄNGE DURCH EINE FASZINIERENDE STADT
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4. Bezirk, Wieden

Wissenschaft und anständige Lebensart

Manchmal verschränken sich die Wege durch Wien auf ganz unerwartete Weise, nicht planbar und umso freudig-überraschender. Ausgangspunkt der letzten Stadtwanderung war die Strudlhofstiege im Alsergrund – über die es einiges zu sagen gab, nur nichts zu ihrem Namensgeber, dem heute fast vergessenen Maler Peter von Strudel, dessen Atelier an ihrem oberen Ende lag. Dass uns just dieser so gut wie Unbekannte in Wieden an prominenter, wenn auch nur bedingt öffentlich zugänglicher Stelle, wieder begegnen sollte, ist eine der Überraschungen des heutigen Weges vom Karlsplatz zum Hauptbahnhof.

Beginnen tut dies Wanderweg also an einem der allfälligen touristischen Hotspots der Stadt – der Karlskirche. Allerdings auf ihrer Rückseite, wo direkt hinter den mächtigen Torbögen des Barockbaus die Argentinierstraße beginnt. Von ihr zweigt links, direkt hinter der Apsis der Kirche, die Kreuzherrengasse ab, benannt nach dem am Ende des 19ten Jahrhunderts erbauten Kreuzherrenhof, dessen prächtiges Portal Karl Borromäus, den namensgebenden Heiligen der Karlskiche, über einem Schild mit den Ordenssymbolen, dem roten Kreuz und dem roten Stern zeigt. Untergebracht ist hier heute mit der Kreuzherrenmusikschule das Kuriosum einer „katholischen Ordensmusikschule“. Symptomatisch für dieses Grätzel, in dem Bildung auch im weiteren Verlauf des Weges eine, wenn nicht DIE, wesentliche Rolle spielen wird.

Denn, ausgehend vom Hauptgebäude am Karlsplatz, haben sich die Institute und Einrichtungen der Technischen Universität in die Straßenzüge bis zur Taubstummengasse hineingefressen. Manche sind in die Altbauten des Stadtteils eingezogen, für andere wurden neue, nicht immer architektonisch gelungene Neubauten realisiert.

So etwa das Neue Elektrotechnisches Institut, dass mit seiner einfallslosen Rasterfassade die Gußhausstraße dominiert. Trotzdem: man sollte sich trauen, über den geteerten Wirtschaftshof des Instituts, vorbei an Mülltonnen und Lagerplätzen, auf den Hinterhof zu gehen. Hier steht – Überraschung! – ein einzelner kleiner Altbau aus dem 19ten Jahrhundert: das Wohn- und Sterbehaus des „Malerfürsten“ (so das Urteil seiner Zeit) Hans Makart. Der ehemalige Besitzer ist bereits 1884 auf den Zentralfriedhof umgezogen, und das Haus wirkt etwas verlassen auf diesem universitären Parkplatz – aber immerhin, es steht noch.

Irgendwo im Häusergewühl dahinter muss sich das Palais Erzherzog Carl Ludwig befinden. Leider ist es mir nicht gelungen, einen Zugang in den Innenhof, in dem das Gebäude steht zu finden. Architekturhistorisch sicher verschmerzbar – es handelt sich um ein Gebäude des in der Peripherie der Inneren Stadt so häufigen „und-noch-ein-Palais“-Typs - aber irgendwie doch schade. Zum Trost also rasch über die Favoritenstraße hinüber, wo die Mozartgasse auf den Zauberflötenbrunnen von 1905 führt.

Hier, abseits des Straßenverkehrs, lässt sich prächtig einen Moment ausspannen, bevor über die Taubstummengasse das interessanteste Gebäude dieses Stadtspaziergangs erreicht wird: die "Stiftung Theresianische Akademie“ Wien, im Volksmund (den gymnasialen Zweig als par pro toto nehmend) das Theresianum.

An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an alle, die es mir ermöglicht haben, diesen eigentlich nicht öffentlichen Gebäudekomplex mit seinem herrlichen Park zu besichtigen.

Was hatte ich im Vorfeld nicht alles über das Theresianum gehört: Eliteschule, Kaderschmiede Österreichs, Keimzelle von gegenwärtigen und zukünftigen Wirtschafts- und Politiknetzwerken… Dies mag alles zutreffen, was aber beim Betreten sofort auffällt, ist die konzentriert-entspannte Atmosphäre, die über dem ganzen Gelände liegt. Schülergruppen an diesem sonnigen Tag allenthalben im Gebäude, im Park oder auf den Sportanlagen. Aber es wird nicht gebrüllt, es gibt (anscheinend) keine Schulhof-Gangs, kein unangenehmes Imponiergehabe – „Ottakringer Zustände“ scheinen hier unvorstellbar. Irgendwie ist die geschützte Welt des Theresianums angenehm aus der Zeit gefallen.

Natürlich tragen die Geschichte dieser Bildungseinrichtung ebenso wie das historische Bauwerk selbst maßgeblich dazu bei. Der Kern des Gebäudes geht noch auf das Lustschloss Favorita zurück, die bevorzugte Sommerresidenz gleich einer ganzen Reihe Habsburger Renaissance- und Barock-Kaiser. Aus dieser Zeit, als hier der Adel ein und aus ging und in den diversen Sälen auf Audienz bei den jeweilig Herrschenden hoffte, stammen die erhaltenen Prunksäle des Theresianums. Dazu zählt auch die St. Michaels-Kapelle, auch wenn diese Ende des 18ten Jahrhunderts noch einmal umgestaltet wurde. Aber unter anderem das Altargemälde ist noch aus dem 17ten Jahrhundert erhalten, ein Erzengel Michael – gemalt von Peter von Strudel. Gruß in den Alsergrund!

Unter Maria Theresia änderte sich dann im 18ten Jahrhundert die Nutzung der Favorita. Die Herrscherin hatte sich in Schloss und Park Schönbrunn verliebt, der Unterhalt der diversen anderen Residenzen kam zu teuer – und so mussten andere Lösungen gefunden werden. Das Theresianum kam dabei noch glimpflich davon: während zum Beispiel Schloss Neugebäude fast wieder bis auf den Rohbau ausgeschlachtet wurde, ging das Wiedener Schloss 1746 an die Jesuiten, mit dem Auftrag, hier ein "Seminarium Nobilium" einzurichten, eine Bildungsanstalt für Adlige. Die Geschichte des Gebäudes als Schule begann.

Und wird bis heute erfolgreich fortgeführt, den Verwerfungen aller Zeiten zum Trotz: Kaiser Josef II, wie immer in Generalopposition zu seiner Mutter, löste die Akademie bereits wieder auf, Kaiser Franz II (I) ließ sie 15 Jahre später wieder zu. Unter Kaiser Franz Joseph wurde im 19ten Jahrhundert die Festlegung auf adlige Schüler aufgehoben. Eine Verlegung in den Lainzer Tiergarten verhinderte der Erste Weltkrieg, bewegte Zeiten, von denen das Ehrenmal für die Gefallenen in der ehemaligen barocken Grotte im Park Zeugnis ablegt.

1938 lösten die Nazis die Akademie dann wieder einmal auf, 1957 wurde der Schulbetrieb erneut aufgenommen. 1989 dann eine für das 20te Jahrhundert überfällige Entscheidung: es werden das erste Mal Mädchen zugelassen! Inzwischen ist die Schule im Digitalen Zeitalter angelangt, fest entschlossen, auch hier Exzellentes zu leisten.

Eine Besonderheit aber fällt beim Blick in die Schulchronik auf und erklärt vielleicht mehr als alles Gerede über die „Promi-Schule“ die besondere Stellung des Theresianums: immer wieder tauchen humanitäre oder gesellschaftspolitisch relevante Projekte auf – von der Unterstützung eines SOS Kinderdorfs in Thailand bis hin zur Generalversammlung des Model European Parliament mit „Abgeordneten“ aus der Schülerschaft – die zeigen, dass diese Schule über die reine Wissensvermittlung hinaus auch einen humanitären Bildungsauftrag hat. Und in diesem Sinne ist das Theresianum tatsächlich „Elite“.

Doch zurück auf die Straße.

Gleich gegenüber, in der Tilgnerstraße, findet sich eine ganz anders geartete Bildungseinrichtung: die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft mit angegliedertem Waldorf-Kindergarten, Seminar- und Veranstaltungsräumen. Der Geist des Gründers Rudolf Steiner ist nicht nur theoretisch zu spüren: im Eingang des Gebäudes steht wahrhaftig eine von ihm gestaltete Heizungsabschirmung (!) aus dem Goetheanum, die es irgendwie aus Dornach nach Wien verschlagen hat.

Hinter der Theresianum ändert sich dann der Charakter der Straßen schnell. Zwar sind die Apostolische Nuntiatur (also die Botschaft des Vatikan) und das Theater Akzent noch repräsentative Bauten, aber je näher man über die Argentinierstraße der Pfarrkirche St. Elisabeth kommt – die das Zentrum dieses Grätzles bildet – desto alltäglicher wird Wien. Keine Universitäten und Bildungseinrichtungen , vielmehr Wohnhäuser, Alltags-Geschäfte, Restaurants und rund um die Kirche ein charmanter kleiner Markt.
Von hieraus sind es nur noch wenige Schritte, bis der Wiedner Gürtel erreicht ist, hinter dem das Entwicklungsgelände rund um den neuen Hauptbahnhof liegt. Hier erinnert nichts mehr an die historische Stadt: die elegant-kühlen Fassaden und glatten Fronten der Gebäude katapultieren einen aus der Vergangenheit mit einem Schlag in die Gegenwart.

Nichts Historisches? Nicht ganz: in der Eingangshalle des Hauptbahnhofs hält ein steinerner Markuslöwe wacht. Er ist 2014 aus dem abgerissen Südbahnhof hierher übersiedelt.

(Stadtspaziergang 10.06.2019)

meine Tipps:
Der Bereich zwischen Karlsplatz und Taubstummengasse ist ein lebendiges Studentenviertel mit interessanten Lokalen von der Wiener Traditionswirtschaft bis zum hippen Streetfood. Und das teilweise zu für Wien angenehm moderaten Preisen!

Wer es ur-WIENerischer mag: der kleine Markt an St. Elisabeth ist Stadtteilleben in Reinkultur

Für Kulturfans ein Muss: das Theater Akzent (https://www.akzent.at) bitet ein abwechslungsreiches Programm mit einem Schwerpunkt auf gehobener Unterhaltung. Besonders erwähnenswert: die Angebote für Kinder und Jugendliche.


Copyright Text und Fotos: Hartmut Schulz, 2018-2021
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