Kaiserliche Sommerfrische

Im Laxenburger Schlosspark (Bezirk Mödling)

Gehören in einen Blog, der „das ist Wien“ heißt, die Städte der Umgebung mit hinein? Nein, sicher nicht. Mödling ist nicht Wien, Schwechat nicht Simmering und die Rax nicht der Wienerwald. Eine Handvoll Orte gibt es aber, die historisch so eng mit dieser Stadt verbunden sind, die sich immer in Bezug zu Wien definiert haben und die deshalb hier vorzustellen mir sinnvoll und geboten scheint.

Baden gehört dazu, dieser Stadtteil auf Abruf für die schöne Jahreszeit, Carnuntum, die ehrwürdige Mutter, weit donauabwärts, im Marchfeld das kuriose Barockjuwel Schloss Hof. Und das Ziel der heutigen Stadtwanderung, der Schlosspark von Laxenburg.

Dieses Meisterwerk englischer Landschaftsarchitektur auf österreichischem Boden verdankt seine Existenz allein der Tatsache, dass der Wiener Hof im Sommer mit Sack und Pack auf Wochen hierher zog und somit jeder Kaiser „schöne Jugenderinnerungen“ mit Schloss und Park verband. Kein Monarch wäre jemals auf die Idee gekommen, die steife Hofburg oder das vom ewig-übermächtigen Schatten Maria Theresias heimgesuchte Schönbrunn zum P(a)lace-to be zu erklären. Wien ertrug man. Laxenburg wurde geliebt. 

Es ist ältestes Habsbugerland, seit 1306 in der Hand der Familie, als Guts- und Jagdhof, schnell auch als Residenz. Unter Leopold I – dem Türkenpoldi – bürgerte sich dann die Sitte ein, die Sommerzeit hier zu verbringen, zur Falkenjagd in den Auen der Schwechat und der Triesting, aber ebenso zum Theaterspielen und zu anderen kulturellen Aktivitäten. Unter der selbstverständlich auch hier unvermeidlichen Maria Theresia kam eine weitere Funktion hinzu: 16 Kinder (nicht alle gleichzeitig, aber doch immer viele) waren selbst in Schönbrunn eine Herausforderung. Laxenburg bot den idealen Auslauf für die royale Brut. 

Dafür ließ die Erzherzogin den am Rande der Besitzung gelegenen Adelshof – den heutigen Blauen Hof – ankaufen und großzügig ausbauen. Das Gebäude stammte von Lucas von Hildebrandt, dem Architekten des Belvedere, die Erweiterung erfolgte durch den Hofarchitekten Nikolaus Pacassi, den Planer von Schönbrunn. Es ist also kein Zufall, dass das Laxenburger Schloss genau so aussieht, wie man sich österreichische Schlösser eben vorstellt. Inklusive Anstrich in Maria-Theresia-Gelb, das „Blau“ in der Bezeichnung bezieht sich auf den Namen eines Vorbesitzers.

Eines ihrer Kinder scheint eine besondere Vorliebe für Laxenburg gehegt zu haben – der große Umbau des Schlossparks von der bis dahin dominierenden barocken Repräsentierbotanik in den heutigen Landschaftspark, wurde durch ihren Sohn und Nachfolger Joseph II veranlasst.

In diesem politisch nicht immer glücklichen, aber zutiefst humanistischen und idealistischen Herrschers begegnen wir dem eigentlichen Schöpfer des „Wunders von Laxenburg“.

Und was für ein Wunder das ist: 250 Hektar einer verwunschenen Märchenlandschaft, irgendwo zwischen englischem Hügelland und französischen Kanalläufen. Rund zehn Prozent der Fläche nimmt der ob dieser Dimension etwas gewollt bescheiden so bezeichnete „Schlossteich“ mit seinen sieben Inseln ein. Für die i-Tüpfelchen innerhalb dieser Anlage sorgte dann das Romantik-begeisterte 19te Jahrhundert mit pseudo-mittelalterlichem Zierrat wie der Franzensburg, einem Rittergrab und einer Rittersäule, einem Turnierplatz und dergleichen mehr.

Der eigentliche Star aber ist und bleibt der Park.

Obwohl an einem warmen Sommer-Samstag wie dem heutigen erwartungsgemäß gut frequentiert, verlieren sich die Besucher auf dem weitläufigen Areal. Einige Schritte vom Hauptweg, und man ist mit sich und der Landschaft allein, und es findet sich der Lieblingsplatz: die Bank gegenüber der liegenden Eiche, der Goldfischteich, von mir aus auch der Restaurantbetrieb an der Franzensburg. Da mag jeder nach seiner Façon selig werden (falsches Herrscherhaus, ich weiß).

Mein Platz an der Sonne: am Ufer des Forstmeisterkanals. Hohe Bäume, die sich im Wasser spiegeln, Sonnenlicht, der Duft von Gras, die absolute Ruhe, nur von einem gelegentlich an die Oberfläche steigenden Fisch unterbrochen - wunderbar. Monet-Gemälde-würdig. Paradiesisch.

Wie man genau hinkommt? Das wird nicht verraten, finden Sie Ihren eigenen Lieblingsplatz, es gibt Auswahl genug.

Einer sei doch verraten, und der liegt gar nicht auf dem Schlossgelände, sondern in der Nähe der Haltestelle des 200er-Busses, der mich zurück nach Wien bringen soll. Auf dem Hinweg war ich blind vorbeigestürmt, aber zwischen der Straße und dem Kloster der Barmherzigen Schwestern befindet sich ein zauberhafter Naturgarten. Jetzt, im Frühsommer, schäumt er über vor Blüten. Ich weiß nicht, wer den Garten bestellt, ich vermute, es sind die Klosterschwestern. Sollte dem so sein: Vielen Dank für dieses kleine Fleckchen Himmelreich.

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Meine Tipps:

- Eintritte und Öffnungszeiten: Schlosspark https://www.schloss-laxenburg.at

- Wer die Franzensburg besichtigen will, muss gut planen. Eintritt nur im Rahmen einer Führung, und diese finden nicht grade häufig statt. Zeiten und Preise hier: https://www.schloss-laxenburg.at/oeffnungszeiten-eintrittspreise/

- Der Naturgarten neben der Bushaltestelle jederzeit frei zugänglich

 

© Hartmut Schulz 2023

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