DAS-IST.WIEN: SPAZIERGÄNGE DURCH EINE FASZINIERENDE STADT
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22. Bezirk, Donaustadt Seestadt Aspern

Die Seestadt - ein Stadtteil entsteht

Sieben Kilometer sind es, die die Seestadt vom Wiener Stadtzentrum trennen.

Sieben Kilometer nur, man sieht aus den höheren Etagen der Wohnblocks die Donaustadt, und von den Dächern aus den Stephansdom. Die verkehrstechnische Anbindung ist ausgezeichnet, die U2 fährt mitten hinein in den neuen Stadtteil und bindet ihn im Minutentakt an die Metropole an. Und auch, wenn die Landschaft – trotz namensgebendem See – hier eher reizlos ist: die Lobau und Hirschstetten sind in unmittelbarer Nähe. Perfekte Freizeitlage also.

Sieben Kilometer, immerhin. Denn diese Entfernung reicht, dass etwas entstanden ist, dass mit dem Wien, wie es sich sonst der Welt so gerne präsentiert, nichts zu tun hat. Hier hat sich ein ganzer Stadtteil, inzwischen von immerhin ca. 10.000 Menschen bewohnt, historisch und kulturell von der Stadt losgesagt. Prunkbauten und Sehenswürdigkeiten – Fehlanzeige. Vielleicht verschmerzbar, denn die Seestadt will keine Touristenattraktion sein, sondern Lebens- und Arbeitsraum für alle sozialen Schichten. Aber ebenso fehlen Cafés und Restaurants, Geschäfte und Theater, kurz: alles, was das Wiener Leben ausmacht.

„Das wird schon noch kommen“ sagen die Einwohner, aber auch die Städteplaner und kommunalen Politiker. Gleichzeitig werden aber Gewerberäume in „Seelage“, die vielleicht einmal mit ihrer Gastronomie eine attraktive Uferpromenade hätten werden können, in Wohnraum umgewidmet. Im noch wenig besiedelten Neubaugebiet bestand zunächst kein Interesse, sich hier anzusiedeln. Und warten, bis die Einwohnerzahl so hoch ist, dass die Seestadt für Gastgewerbe und Einzelhandel interessant wird, wollten die Investoren nicht.

Verständlicherweise vielleicht, denn in der Seestadt sollen nicht nur Menschen, sondern auch das Geld der Immobilienentwicklungsgesellschaften arbeiten. Erstaunlich dennoch, ein solches Vorgehen läuft eigentlich der sozialpolitischen Vision, aus der heraus dieser neue Stadtteil geplant wurde, zuwider. Denn in diesem Vorzeigeprojekt des roten Magistrats sollen eigentlich der Mensch und seine Lebensbedürfnisse im Mittelpunktstehen. Das liest sich in den öffentlichen Verlautbarungen und in den Exposés der Stadtraumplaner und Architekten stellenweise unglaublich verkopft – angefangen von Aussagen wie der, die Seestadt sei ein „Urban Lab der Smart City“ (???), über stylisch Projetnamen wie „aspern Seestadt“ (das klein geschrieben „aspern“ sieht einfach schicker aus) oder „Wien 3420 Development AG“ (3420 sind ernsthaft die zusammengeschriebenen Winkelsekunden der geografischen Koordinaten) bis hin zur hochtrabenden Bezeichnung des Bebauungsplans als „Partitur“. Jede Kellertüre wird zur sozialen Großtat hochgejazzt, und auf die Idee, die private Möblierung privater Vorgärten zu verbieten, weil dadurch ihr „Charakter als Begegnungszone mit anderen Anwohnern unterbunden wird“, muss man erst einmal kommen.

Und trotzdem: hinter all diesem Kauderwelsch stehen zumindest in den besten Bauten des Areals innovative und durchaus auch funktionierende Wohnlösungen. Gebaut wird mit zeitgemäß ökologischem Fokus, die Wohnungen sind in ihren Details klug durchdacht und technisch auf dem neuesten Stand, geheizt wird oft mit Abwärme. Barrierefreiheit ist eine Selbstverständlichkeit, und dunkle Ecken, in denen man um sein Geldbörserl bangen müsste, gibt es nicht. Wenn die Seestadt nämlich eines nicht ist, dann ein Getto.

Es sind vor allem zwei kluge Entscheidung der Planungsverantwortlichen, die der Entwicklung dieses Stadtteils sehr zu Gute kommen: auf die naheliegende Idee, alle Gebäude von einem Planungsbüro und nach einheitlichem Muster entwerfen zu lassen, wurde wohlweislich verzichtet. Dadurch gibt es hier eine große Anzahl unterschiedlicher Baustile, das ganz Gelände wirkt angenehm abwechslungsreich. Natürlich gibt es da zwischen vielem Gelungenen auch einige fragwürdige Bauten – aber seien wir ehrlich, wo in Wien wäre das anders?

Der wirkliche Geniestreich der Konzeption ist es aber, den ganzen Komplex nicht in einem aus dem Boden zu stampfen, sondern etappenweise bis 2028 auszubauen. Es ist keine Frage wirtschaftlicher oder technischer Kapazitäten, die zu diesem langsamen Wachstum der Seestadt führen, sondern man will flexibel genug sein, auf die gesellschaftliche Entwicklung baulich reagieren zu können. So selbstverständlich das klingen mag – diese Sensibilität in der Ausbauplanung ist weltweit einzigartig und macht das Projekt zu etwas Besonderem. Wer auch immer diesen Geistesblitz hatte – ihr oder ihm gebührt ein Denkmal auf dem Hauptplatz.

Apropos Denkmal, apropos Hauptplatz: die größten Nachbesserungen im Areal benötigt - derzeit schon erkennbar - der kommunale Raum. Denkmäler, Brunnen (nein, die etwas öden Wasserläufe oder ökologischen Mischflächen hier und da sind keine Brunnen), überhaupt öffentliche Gebäude sind derzeit noch Mangelware. Der ein- oder andere Bau, der nicht nur funktioniert, sondern auch repräsentiert, wäre wünschenswert.

Die Gebäude um den zentralen Hannah-Arend-Park etwa bieten nichts, mit dem man sich gerne identifizieren möchte. Der im Behördensprech „Bildungscampus“ genannte Schulkomplex deckt sicherlich auf geradezu mustergültige Art und Weise sämtliche Anforderungen an eine moderne Bildungsstätte ab, atmet aber leider den Charme eines Zentralgefängnisses. Und die Ladenzeile auf der gegenüberliegenden Seite der als „Park“ titulierten Philosophinnen-Ackerwiese wirkt wie aus einem surrealistischen Gemälde Giorgio de Chiricos. Einladend ist anders.

Die große Chance der Seestadt liegt darin, dass ihr früher oder später das passieren wird, was man gemeinhin „Leben“ nennt. Aus all diesen hochfliegenden Architekten-Fantasien und papierenen Stadtbauplaner-Konzepten werden sich im Laufe der Zeit tatsächliche Lebensräume entwickeln. Nicht ganz so perfekt, nicht ganz zu reglementiert, dafür umso sympathischer. Im Moment wird die Realität in der Seestadt eher inszeniert, aber die Anzeichen, dass die für jede lebendige Stadt notwendige Prise Anarchie bereits einzieht, sind da, grade jetzt in der Vorweihnachtszeit: Weihnachtsmänner klettern die Funktionsfassaden hoch, in den dreifach gedämmten und dennoch atmungsaktiven Fenstern blinken kitschig-festliche LED-Girlanden, und die lichtoptimierten Straßenlaternen wurden um genau die schnörkelige Weihnachtsdekos ergänzt, wie man sie in allen anderen Bezirken auch antrifft.

Wien ist halt nur sieben Kilometer weit weg.

(Stadtspaziergang 09.12.2019)

Meine Tipps:
Ausführliche Informationen zum Konzept und zur aktuellen Projektsituation sind nachzulesen auf http://www.seestadt.wien

Der namensgebende See des Areals ist in den warmen Monaten eine beliebte und attraktive Freizeit-Location. Baden sollte man allerdings nur an den beiden öffentlichen Badezonen, die ausreichend gesichert sind, um mit Kind und Kegel den Sommer zu genießen.

Copyright Text und Fotos: Hartmut Schulz, 2018-2021
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