22. Bezirk, Donaustadt
"Der Sommer war sehgr groß" - Spaziergang in den Donauauen (Teil I)
Ganz im Südosten der Donaumetropole, für einen passionierten Innenstädter zudem noch fast unerreichbar in Transdanubien, liegt einer der größten zusammenhängenden Grünzüge Wiens: der Nationalpark Donauauen.
Um genau zu sein handelt es sich dabei allerdings nur um den westlichsten Zipfel dieses grünen Bandes, das in Gesamtheit auf fast einhundert Quadratkilometern die Städte Wien und Bratislava miteinander verbindet. Wiener Stadtgebiet ist davon nur ein kleiner Bruchteil – aber selbst dieser ist so groß, dass ich ihn hier in zwei Stadtspaziergängen vorstellen muss. Denn, beginnend am Mühlwasser auf Höhe des Bieberhaufenwegs und in einem großen Bogen über den Josefsteg und die Dechantlacke bis zum Ausgang am Nationalparkhaus Lobau wandernd, habe ich in den gut drei Stunden, die ich unterwegs war, – ehrlich gesagt – die Donau gar nicht erreicht. Zu groß ist dieses Gebiet, selbst der kleine Teil, den ich mir diese Mal erlaufen konnte, bedeckt mehr Fläche als die Wiener Innenstadt. Es wird also demnächst noch einiges nachzutragen sein, um diese wundervolle und abwechslungsreiche Landschaft gebührend zu würdigen.
Die Entscheidung, schon am (relativ) frühen Tag, nämlich gegen 7 Uhr auf Fototour entlang des Mühlwassers zu gehen, erwies sich übrigens in mehr als einer Hinsicht als klug. Zum einen ist man um diese Uhrzeit hier noch herrlich alleine, zum anderen wird sowohl im Mühlwasser als auch in der Dechantlacke FKK gebadet und gesonnt. Von den beiden Nackerten, die die verhältnismäßige Morgenkühle für ein ausgiebiges Bad nutzten, wurde ich beim Enten-Fotografieren nur misstrauisch beäugt. Später am Tage, wenn es hier voller wird, hätte meine Pirsch mit der Kamera durchs Uferschilf vermutlich zu größeren Missverständnissen geführt…
Doch zurück zum eigentlichen Thema, dem Nationalpark. Was überrascht, ist die große landschaftliche Abwechslung, die sich hier bietet. Entlang des Mühlwassers, eigentlich ein alter Donauarm, findet sich alles, was man in Ufernähe und im Wasser selbst erwarten kann: eine üppige und liebliche Vegetation, Schilf, Gräser und blühende Blumen, Wasservögel, Fische und sogar Schildkröten. Den Abstecher zum Josefsteg, der am Ende des Mühlwassers durch das Schilf führt, kann man sich derzeit allerdings sparen: die Holzkonstruktion ist baufällig und muss saniert werden, derzeit ist die Brücke gesperrt. Irgendwann im Jahr 2020 soll sie wieder geöffnet werden.
Also weg vom Wasser. Und – Überraschung - wenige hundert Meter weiter, durch einen kleinen Streifen Bäume vom Ufer getrennt, sieht die Natur ganz anders aus – der Boden ist hier trocken und kiesig und es wachsen Hartriegel und Berberitze. Jetzt, im Spätsommer, leuchten die roten Beeren der Kornelkirsche weithin und locken die Vögel an. Eigentlich eine raue Landschaft, aber mit einer ganz eigenen Ausstrahlung. Die Rilke-Zeile „Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.“ trifft die Stimmung ziemlich genau.
Aber auch dieser Bereich ist nur lanfschaftliche Episode. Einige Minuten weiter in Richtung Dechantlacke verschluckt einen der Eichen- und Eschenwald. Was, im Gegensatz zu anderen Wäldern im Stadtgebiet, auffällt: hier gibt es keinen Forstbetrieb, der Wald wird sich selbst überlassen. Das vergehende Altholz ist ein Paradies für Insekten, überall summt, brummt und krabbelt es. Leider ist darunter auch der in den letzten Jahren allfällige Eichenprozessionsspinner anzutreffen – es ist im Wald also etwas Vorsicht geboten. Allerdings ist in um diese Zeit im Jahr die Gefahr gering, die Raupen mit ihren Allergie-auslösenden Härchen haben sich inzwischen zu kleinen graubraune Falter gewandelt. Nicht übermäßig ansehnlich, aber immerhin ungefährlich.
Es spricht also nichts dagegen, auch mal ein paar Meter abseits der Hauptweges durchs Unterholz zu kriechen, wo es plötzlich gluckert und rauscht: überall finden sich kleine Wasserströme und Tümpel, über denen Libellen fliegen und aus denen es hin und wieder quakt. Denn der Frosch- und Krötenreichtum hier im Auenwald ist ebenso enorm wie vielfältig.
Mitten in diesem Wald liegt die Dechantlacke, und damit der Endpunkt dieser Wanderung. Laut Internet ein „beliebter Naturbadeplatz“, bin ich gegen 9 Uhr an einem Wochentagsmorgen auch im Sommer hier noch alleine. Ob hier am Nachmittag oder am Wochenende der Bieber steppt, lässt sich so kaum beurteilen – allerdings liegt der See so abgelegen, dass man sich allzu großen Andrang kaum vorzustellen vermag. Jetzt ist er jedenfalls Idylle pur.
Leider bleibt nur wenig Zeit, die Ruhe zu genießen, vorbei am noch geschlossenen Nationalparkhaus geht es zurück in die Zivilisation. Schade eigentlich, die Ruhe in der freien Natur war herrlich. Aber ich muss ja demnächst ohnehin noch einmal hierher kommen…
(Stadtspaziergang 28.08.2019)
Meine Tipps:
Um sich im Nationalpark orientieren zu können, ist ein vorheriger Besuch der Webseite www.donauauen.at sinnvoll. Hier erfährt man auch vieles Wissenswertes über die Flora und Fauna der Region.
Wer vertiefte Informationen sucht oder mit fachkundigen Mitarbeitern der Parkverwaltung reden will, sollte das Nationalparkhaus Lobau besuchen. Die Adresse und die Öffnungszeiten sind unter https://www.wien.gv.at/umw…/wald/erholung/nationalpark/haus/ zu finden.
Nur im Internet besuchbar, dafür aber umso informativer ist das Lobau-Museum (www.lobaumuseum.wien), eine virtuelle Ausstellung, die sich mit Fragen des Naturschutzes und der Regionalentwicklung befasst.
Um sich im Nationalpark orientieren zu können, ist ein vorheriger Besuch der Webseite www.donauauen.at sinnvoll. Hier erfährt man auch vieles Wissenswertes über die Flora und Fauna der Region.
Wer vertiefte Informationen sucht oder mit fachkundigen Mitarbeitern der Parkverwaltung reden will, sollte das Nationalparkhaus Lobau besuchen. Die Adresse und die Öffnungszeiten sind unter https://www.wien.gv.at/umw…/wald/erholung/nationalpark/haus/ zu finden.
Nur im Internet besuchbar, dafür aber umso informativer ist das Lobau-Museum (www.lobaumuseum.wien), eine virtuelle Ausstellung, die sich mit Fragen des Naturschutzes und der Regionalentwicklung befasst.