DAS-IST.WIEN: SPAZIERGÄNGE DURCH EINE FASZINIERENDE STADT
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2. Bezirk, Leopoldstadt

Durchs Karmeliterviertel - von der Leopoldskirche zur Augartenbrücke

Im Jahr 1668 traf es die Habsburger Familie in der Wiener Hofburg hart: im Jänner starb der herbeigesehnte Thronfolger Ferdinand Wenzel noch im Säuglingsalter, und am 23. Februar brannte der grade fertiggestellte Leopoldinische Trakt ab. Für die bigotte Kaiserin Margarita Theresa ein klarer Fall: die Juden waren schuld!

Zusammen mit den Hofgeistlichen bestürmte sie deshalb ihren allerdurchlauchtigsten Gemahl Leopold I (der gleichzeitig, Habsburgs Heiratspolitik sei es gedankt, auch ihr Onkel bzw. ihr Cousin war), das verfluchte Volk aus Wien und dem Umland zu vertreiben. Erfolgreich: den Juden wurde eine Frist bis zum 14. April 1670 gesetzt, Österreich zu verlassen.

Trübe Tage für die Gemeinde im Ghetto im Unteren Werd, einer Inselgruppe im verzweigten Flussgebiet der Donau, da, wo heute das Karmeliterviertel der Leopoldstadt liegt. Sie mussten alles aufgeben, auf Flößen ging es die Donau hinab, während sich die Wiener daran machten, die erst 20 Jahre alte Synagoge in Schutt und Asche zu legen. An ihrer Stelle steht heute die Leopoldskirche. Die Inschrift über dem Portal feiert immer noch die Umwandlung der „Synagoga perversa“ in ein christliches Gotteshaus…
Während in den drauffolgenden Jahren die Gegend prosperierte, protegiert vom Hof und wirtschaftlich vorangetrieben vor allem durch das Karmeliterkloster, dessen erhaltene Kirche an der Taborstraße heute das Gesicht des Viertels prägt, durften die Juden nach und nach wieder zurückkehren. Im 19ten Jahrhundert war das Karmeliterviertel dann wieder eines der Zentren jüdischen Lebens in Wien.

Bis 1938. Etliche Tafeln im Straßenbild sowie das Denkmal für die 'stillen Widerstandskämpfer' in der Straße Im Werd erinnern an diese Zeit und ihre Folgen, von denen sich der Bezirk erst in den letzten Jahrzehnten langsam wieder erholt.
Vielleicht liegt es in der gewalttätigen Geschichte des Viertels, dass ausgerechnet hier, einen Steinwurf von der Leopoldskirche in der Großen Sperlgasse 24, das Wiener Kriminalmuseum beheimatet ist. Im romantischen Ambiente des Seifensiederhauses, einem der ältesten Häuser der Leopoldstadt, führt der Rundgang durch die Ausstellung den Besucher durch 300 Jahre Wiener Geschichte(n) von Mord und Todschlag.

Die Räumlichkeiten sind durchaus angemessen; enge Gänge, grob verputzte Räume und steile Treppen vermitteln ein wohlig-schauriges Gefühl. Man fühlt sich unwillkürlich ein wenig wie in einer Geisterbahn: man weiß nie genau, welcher Schädel oder welches Skelett ums nächste Eck auf einen wartet. Ob die liebevoll ausgearbeiteten, ausführlichen Erklärungen der einzelnen Exponate zur Versachlichung beitragen oder doch eher die Fantasie schaurig beflügeln, muss jeder für sich selbst entscheiden: unterhaltsam und zugleich lehrreich ist das Museum allemal.

Von hier führt der Weg über den Karmelitermarkt – einen der ältesten Wochenmärkte Wiens - kreuz und quer die Straßen des Grätzels, vorbei an hippen Designläden und verfallenen Cafés, an behäbigen Katzen und vital-poppigen Wandgemälden bis hin zum modernsten Teil des Viertels: dem Gebiet in unmittelbarer Nähe des Donaukanals.

In der Hollandstraße, schon in unmittelbarer Nähe des Ufers überrascht das Collegium Hungaricum, das Ungarische Kulturinstitut, mit seinem aggressiven Dekonstruktivismus, der sich gegen die umliegende Büroarchitektur aufzulehnen scheint.

Wienerischer geht es dann am Ufer selbst zu: während unten am Wasser die In-Spots des Sommers – Tel Aviv Beach, Adria und wie sie sonst noch heißen mögen – und der Gemeinschaftsgarten noch vor sich hin träumen, thront oben an der Straße Otto Wagners Schützenhaus von 1908 gelassen über all den Flaneuren und Joggern.

Im Gegensatz zu seinem Namen, der nach Dorftradition und gemütlicher Bruderschaft klingt, handelt es sich bei dem Bau ursprünglich um einen technischen Zweckbau, der im Zuge der Donaukanalregulierung als Teil einer Staustufe errichtet wurde. Von hier aus konnte „der Schütz“, eine beweglich Sperre, in den Kanal herabgelassen werden. In Betrieb genommen wurde das Wunderwerk allerdings nie, heute ist in ihm ein Restaurant untergebracht.

Während das Gebäude aber immerhin in frisch renovierten Glanz erstrahlt, fristet, wenige Schritte weiter in Richtung des Endpunkts dieses Spaziergangs an der Augartenbrücke, ein eher bemitleidenswertes Dasein.

Die Geschichte dieses kleinen Bauwerks ist ohnehin kurios, wohl kaum eine andere Kirche der Stadt wurde so oft abgebrochen und an anderer Stelle neu errichtet. Ursprünglich am Schanzel, etwa in der Gegend des Rotenturmtor am rechten Kanalufer errichtet, wurde die Kapelle gleich drei Mal an einen neuen Standort verlegt, ehe sie 1908 an den heutigen Platz kam. Zu beneiden ist sie um ihre Lage zwischen der stark befahrenen Oberen Donaustraße und dem Kanalufer kaum: Gläubige verirren sich nicht hierher, stattdessen haben Sprayer das Äußere bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet.

Aber wer weiß: dieser Stadtteil hat so viele Niedergänge und Wiedererstehungen erlebt – vielleicht erstrahlt auch dieses kleine Kapelle irgendwann einmal in neuem Glanz. Hoffen wir’s.

(Stadtspaziergang 15.03.2019)

Meine Tipps:
Im Kriminalmuseum finden ergänzend zu den Ausstellungen auch Lesungen statt. Informationen unter http://wien.kriminalmuseum.at/de/aktuelles.

Bei schönem Wetter ist der Karmelitermarkt ein beliebter Ort zum Frühstücken oder auf einen Kaffee. Hier die Lage und die Öffnungszeiten: https://www.wien.gv.at/…/…/lebensmittel/karmelitermarkt.html

Wem der Sinn nach gehobener österreichischer Küche steht, der ist hingegen im Schützenhaus bestens aufgehoben. Impressionen und Karte unter https://ottowagnerschuetzenhaus.at

Copyright Text und Fotos: Hartmut Schulz, 2018-2021
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