15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus
Farb- und Wasserwelten
Streng genommen geht es diesmal durch zwei Bezirke: der Weg von der S-Bahn-Station Breitensee zur Rudolfsheimer Pfarrkirche und der Wasserwelt Wien führt die Meiselstraße hinab durch den 14ten (Penzing). Und dann durch den 15. Bezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus). Da aber die beiden Zielobjekte im 15ten liegen, muss der 14te noch ein wenig auf einen eigenen Bericht warten…
Auf den anderthalb Kilometern dieses Spaziergangs geht es durch einen klassischen Wiener Arbeiterbezirk. Entstanden ist Rudolfsheim 1863 als Zusammenschluss mehrerer Dörfer in Wiener Stadtnähe, seinen Namen trägt das Grätzel nach dem damals grade fünfjährigen Kronprinzen Rudolf, bei der Stadtverwaltung war man ja gut kaisertreu. 1892 kam die Gegend endgültig als 14. Bezirk zu Wien – da lebte der unglückliche Kronprinz schon nicht mehr…
Er konnte also leider auch nicht sehen, wie sich aus der ehemaligen Dorfgemeinde ein eng bewohnter, bürgerlicher und gar nicht so armer Stadtteil entwickelte. In diesen Jahren wurde auch die Meiselstraße bebaut, und sie darf als Muster einer Jahrhundertwende-Straße in Wien gelten: große Mietshäuser im Stil des Historismus und im damals grade sehr angesagten Jugendstil prägen bis heute das Straßenbild.
Ein wenig anonym, könnte man meinen, „typisch“ für so viele Straßen in dieser Stadt. Aber es ist interessant zu sehen, wie die heutigen Anwohner die Straße in Besitz genommen haben.
In der Meiselstraße dominiert die Farbe: leuchtend Blau, Türkis, Orange und Gelb reihen sich hier die Häuser aneinander. Und dort, wo Fassaden verfallen oder Geschäfte aufgelassen wurden, sind zumindest ein buntes Graffiti oder ein Poster zu finden. Es stimmt fröhlich, diese Straße hinabzulaufen.
Hinter der Johnstraße verbreitert sich dann die Wohnstraße zum Viktualienmarkt Meiselmarkt. Leider ändert sich auch die Bebauung: hier dominieren die im Zuge der Neuordnung des Marktes 1995 gebauten Mietshäuser. Alles ist „quadratisch, praktisch, gut“, einzig die Alte Schieberkammer, ein technisches Gebäude der I. Wiener Hochquellenwasserleitung aus dem Jahr 1873 trotzt dem rechtwinkligen Einerlei.
Just an dieser eher unansehnlichen Stelle beginnt aber eine charmante stadtplanerische Spielerei: die Wiener Wasserwelt. Plötzlich schießen kleine Fontänen aus dem Asphalt und in den Straßenlärm der Johnstraße mischt sich das Glucksen eines kleinen künstlichen Wasserlaufs, der offen auf der Straßenpflasterung entlangläuft, eh er an der U-Bahn-Station wieder im Untergrund verschwindet. Und umrundet man die Rudolfsheimer Pfarrkirche (und ihr mächtiges Pfarrhaus, das ein Wenig an die Villa der Adams Familiy erinnert), so steht man vor weiteren Wasserspielen.
Als erstes fällt das hochaufragende „Denkzeichen“ des japanisch-österreichischer Bildhauers Osamu Nakajima ins Auge, in dessen Wasser sich die neugotische Kirche spiegelt, dann folgt der eher unauffällige „Berliner Trinkbrunnen“. Ganz am Ende des Platzes steht dann, unübersehbar rot und gelb, der „Lebensbaum“ von Hans Muhr. Auch aus ihm tropft und plätschert es, und man kann in seinem breiten Schatten den Spaziergang bei einem Eis oder einem Kaffee in einer der nahegelegenen Gaststätten gemütlich und entspannt beenden.
(Stadtspaziergang 26.06.2018)
Mein Tipp:
In der Alten Schieberkammer finden reglemäßig Kunstausstellungen, gerne zum Thema „Wasser“ statt. Mehr Infos hier: https://www.wien.gv.at/wienwasser/bildung/schieberkammer
In der Alten Schieberkammer finden reglemäßig Kunstausstellungen, gerne zum Thema „Wasser“ statt. Mehr Infos hier: https://www.wien.gv.at/wienwasser/bildung/schieberkammer