13. Bezirk, Hietzing
Durch den Märchenwald zum Zauberschloss
Mit der U-Bahn nach Unter St. Veit, dann mit dem Bus den Berg hinauf, ab der Ghelengasse geht es dann noch ein gutes Stück zu Fuß den Berg hinauf, bis man – am Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen vorbei – vor dem Drehkreuz des St. Veiter Tors steht. Wer diese Barriere passiert, ist weit weg von der Stadt, geografisch, aber auch gefühlt.
Im 13. Bezirk liegt der Lainzer Tiergarten, technisch gesehen ein Teil des Biossphärenreservats Wienerwald und somit unter strengstem Naturschutz. Zwischen den großen, jetzt im Frühsommer herrlich grünen Buchen und Eichen bleibt Totholz liegen, dazwischen blühen Wildkräuter aller Art. Ein ideales Gebiet also für Wildschweine und Rehe, Vögel, und für jede Menge Insekten.
Es gibt es allerdings eine Spezies, der man in diesem Teil des Waldes kaum begegnet: Menschen. Wer bei wechselhaftem Wetter unter der Woche hierherkommt, ist alleine unter all den Baumriesen. Von der Stadt ist nichts mehr zu hören, dafür summt und singt es um einen herum, und gelegentlich raschelt es im Unterholz. Je tiefer es in den Wald hineingeht, desto seltsamer wird es: grüne Durchblicke öffnen sich auf geheimnisvolle Baumgruppen, tote Baumstämme sehen aus wie die Überreste alter Drachen und ob das graubraune Wesen, dass da entfernt in einer Hecke verschwindet ein Fuchs oder doch vielleicht ein Zwerg war – war kann das schon so genau sagen. Denn dies hier ist ein Märchenwald.
Folgt man dem Weg hinter dem Nicolaitor, das eigentlich nur ein Holzgatter ist, weiter bergauf, kommt man dann plötzlich an eine Stelle, wo auf der Hügelkuppe der Wald zugunsten einer Heidelandschaft zurückweicht. Und in all dieser herrlichen Natur öffnet sich am Wienerblick plötzlich der Blick ins Donautal und auf die Stadt.
Zurück in den Wald folgt man am Besten den Wegweisern zur Hermesvilla. Kaiser Franz Josef I hatte hier 1886 seiner Sisi ein kleines Schlösschen bauen lassen. Weit genug weg von der Hofburg, die die Kaiserin ja bekanntlich nicht ertrug, aber nahe genug an der Stadt, um noch für die höfischen Pflichten zur Verfügung zu stehen. Zumindest hatte der Kaiser das gehofft.
Nur der erste Teil des Wunsches ging auch auf, Elisabeth kam zwischen 1887 und 1898 jedes Jahr auf ein paar Tage hierher und richtete sich ein Zauberschlössel ein, das an Pracht der Ausstattung kaum zu überbieten ist. Alleine die diversen Kronleuchter sind staunenswert.
Zum Hof kam sie dennoch nicht, und wie zum Hohn ließ sie sich auf Kosten ihres Mannes es riesiges Gemälde aus Shakespeares Sommernachtstraum ins Schlafzimmer hängen: Titania krault Zettel. Sisi war dabei Titania – und wen sie da als eselsköpfigen Liebesnarren sah, machte sie ihrem bedauernswerten Ehemann dann auch schnell klar. Franz, der sie trotz ihrer Exzentrik liebte, schluckte die Kröte – und zahlte weiter.
Absurderweise kann man dieses prächtige Denkmal der Liebesverweigerung heute mieten – für standesamtliche Trauungen! Man kann nur hoffen, dass die Brautleute sich der Geschichte dieses Ortes nicht bewusst sind…
Hinter der Hermesvilla hat einen die Stadt dann recht schnell wieder: ein Stück noch durch die gepflegte Parkanlage, vorbei an einem Gehege mit Rehen geht es zum Lainzer Tor. Dass man hier auch wieder Menschen gewohnt ist, merkt man selbst den Tieren an: sie lassen sich von Passanten in keinster Weise stören. Welch ein Unterschied zu ihren scheuen Artgenossen weiter oben im Wald.
(Stadtspaziergang 16.06.2018)
Meine Tipps:
Nimm den oben beschrieben Weg in den Lainzer Tierpark. Der Weg ist ein wenig beschwerlich, aber der Wald hinter dem St. Veiter Tor ist authentisch und echt und keine Picknickwiese wie am Zugang Lainzer Tor.
Von der Verwaltung werden Führungen durch das Gebiet angeboten. Hier kann man sich die Tier- und Pflanzenwelt der Wiener Umgebung von Experten erklären lassen. Mehr Infos unter https://www.lainzer-tiergarten.at/fuehrungen.html
In der Hermesvilla sollte nur heiraten, wer sich seiner Sache ganz sicher ist - und nicht abergläubig ist, denn Sisis Geist ist hier noch überall zu spüren. Aber wer nur zum Spaß herkommt: im Sommer einen Kaffee im entzückende Restaurant des Hauses ist ein Erlebnis. Und die Kronleuchter im Museumsteil muss man gesehen haben...
Nimm den oben beschrieben Weg in den Lainzer Tierpark. Der Weg ist ein wenig beschwerlich, aber der Wald hinter dem St. Veiter Tor ist authentisch und echt und keine Picknickwiese wie am Zugang Lainzer Tor.
Von der Verwaltung werden Führungen durch das Gebiet angeboten. Hier kann man sich die Tier- und Pflanzenwelt der Wiener Umgebung von Experten erklären lassen. Mehr Infos unter https://www.lainzer-tiergarten.at/fuehrungen.html
In der Hermesvilla sollte nur heiraten, wer sich seiner Sache ganz sicher ist - und nicht abergläubig ist, denn Sisis Geist ist hier noch überall zu spüren. Aber wer nur zum Spaß herkommt: im Sommer einen Kaffee im entzückende Restaurant des Hauses ist ein Erlebnis. Und die Kronleuchter im Museumsteil muss man gesehen haben...