DAS-IST.WIEN: SPAZIERGÄNGE DURCH EINE FASZINIERENDE STADT
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12. Bezirk, Meidling

Himbeersaft und Bomben

Sich für die Innere Stadt, für Schönbrunn oder für den Prater zu begeistern, ist einfach. Für Wanderungen durch den Wienerwald oder an der Alten Donau zu schwärmen, ebenfalls. Aber Meidling? Meidling- Wilhelmsdorf? Ein gutes Dutzend Straßenzüge mit aufgelassenen Betrieben, spärlicher Gastronomie und sanierungsbedürftiger Wohnbebauung? Wie verliebt man sich in Wilhelmsdorf?

Ob es den Anwohnern selbst gelingt, ist schwer zu beurteilen: sogar unter der Woche sind die Straßen leer. Wer auf der Wilhelmstraße oder der Eichenstraße entlanggeht, hat ein Ziel. Hier flaniert niemand, hierher geht man nicht auf einen Kaffee. Die wenigen ansprechenden Wirtschaften verstecken sich hinter grauen Fassaden oder in schwer zugänglichen Innenhöfen. Wer die leuchtende Gemütlichkeit des „Donnerskirchner Hofheurigen“ erreichen will, muss sich durch einen mit Gerümpel vollgestellten Eingang hindurchkämpfen, wer auf einen gutes Glaserl ins „Weinhaus Pfandler“ mit seinem wunderbaren 50er-Jahre Interieur will, darf sich von der einfallslosen Fassade des Gebäude nicht abschrecken lassen.

Ein guter Ausgangspunkt, um sich Wilhelmsdorf zu erschließen, ist – geografisch und historisch – die „Likör- und Fruchtsäftefabrik Friedrich Fischer“, vulgo: das Alt-Wiener Schnapsmuseum in der Wilhelmstraße 19-21.

Dies beileibe nicht (nur) wegen des Schnapses, der im Rahmen einer Museumsführung verkostet werden kann, sondern vor allem, weil die Geschichte der Fabrik eng verwoben ist mit der Geschichte Wilhelmsdorfs.

1902 gegründet, wurde hier zunächst nicht etwa Hochprozentiges hergestellt, sondern der erste industriell produzierte Himbeersaft. Likör kam allerdings schon recht bald dazu, und das Unternehmen wuchs auf etliche Produktionsstätten in unmittelbarer Umgebung an. Angestellte waren im Arbeitervorort Meidling leicht zu bekommen, und die benötigten Früchte – pro Jahr wurden ca. 60 Tonnen Beeren verarbeitet – konnten mit Fuhrwerken oder mit der Bahn leicht angeleifert werden.

Aus dieser frühen Zeit des Unternehmens ist bis heute das Kontor erhalten – als einziger originaler Raum, alles andere zerstörten die Bomben des zweiten Weltkriegs, die auch das restliche Wilhelmsdorf in Schutt und Asche legten. Denn hier war man außerhalb der Flakverteidigung der Wiener Innenstadt, und die Bomber, die wegen des Sperrfeuers ihre eigentlichen Ziele nicht erreiche konnten, ließen ihre tödliche Fracht über diesem Gebiet ab. Womit der architektonische Zustand dieses Stadtviertels hinreichend erklärt und entschuldigt wäre.

Kurz zurück zum Schnapsmuseum: auch wenn außer dem Büro wenig Originales erhalten ist, der Besuch lohnt allemal. Einige alte Gerätschaften sind noch zu betrachten und vor allem die ebenso launige wie lehrreiche Führung mit dem Schwerpunkt „Was ist der Unterscheid zwischen Schnaps, Brand, Geist und Likör?“ macht Spaß und erweitert den eigenen Horizont um vielleicht überflüssige, aber partytaugliche Details.

Und der ein oder andere Probeschluck beflügelt auch, sich dem grauen Alltag draußen auf der Straße zu stellen. Denn schaut man sich um, ist die fehlende Schnapsfabrik nicht die einzige Brache in diesem Gebiet und der Weltkrieg nicht der einzige Auslöser für die strukturellen Herausforderungen, denen sich Wilhelmsdorf heute stellt. Allenthalben fehlt noch der Aufschwung, der Wien in den letzten Jahrzehnten erfasst hat. Da fallen Buchstaben von der Fassade, längst verschwundene Firmen sind nur noch an geisterhaften Schatten-Schriften im Putz zu erkennen. An das Varieté erinnert nur noch ein verschlissenes Schild, während sich die Requisiten des Lebens, das hier einmal geherrscht hat, in den Schaufenstern der Tandler zu Bergen häufen.

Auch in der Wohnbebauung triumphiert noch die Vergangenheit: am Rande des Viertels, gegenüber dem kleinen Wilhelmsdorfer Park thront der wuchtige Fuchsenfeldhof aus den Jahren 1921-24. Er ist eine der frühesten städtischen Wohnanlagen des Roten Wien, groß, massig und in den Höfen und Durchgängen ein wenig dunkel. Aber immerhin: Details wie der charmante Fuchsbrunnen oder die beiden musizierenden Kinderfiguren vor dem ehemaligen Kindergarten zeugen von Gestaltungswillen und menschlichem Maß. Einem guten Ansatz, der der monoton-braunen Wohnbebauung mit Arbeiterhäusern in der Eichenstraße, entstanden um 1870, noch zur Gänze abgeht. Aber immerhin, für die Sozialgeschichte Wiens sind beide Gebäude gleichermaßen bedeutend.

Es ist also ein vielleicht weniger attraktiver Stadtteil, aber durchaus kein unbedeutender: wer auf der Suche nach dem Wien der Arbeiterklasse oder nach dem Wien der Vor-Wendezeit ist, sollte hier einmal vorbeischauen.

(Stadtspaziergang 07.02.2019)

Meine Tipps:
Eine Führung im Alt-Wiener Schnapsmuseum ist ein Muss. Anmeldung unter schnapsmuseum.com/das-museum-besuchen/

Unbedingt im Weinhaus Pfandler "Zu den Seligen Affen" Wein und Ausstattung geniessen. Öffungszeiten auf der Internetseite www.weinhaus-pfandler.at/

Copyright Text und Fotos: Hartmut Schulz, 2018-2021
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