10. Bezirk, Favoriten
Böhmischer Prater und Löwygrube
Ein Hinweis zu Beginn dieses Wiener Spaziergangs: die beiden letzten Drittel des Weges, ab dem Eintritt in den Laaer Wald sind auch für einen Ausflug mit Kindern geeignet. Ich werde im Rahmen der Wegebeschreibung noch einmal darauf hinweisen.
Unübersehbarer Ausgangspunkt für alle anderen ist das 1999 fertiggestellte Verwaltungshochhaus des Baukonzerns Porr in der Absberggasse. Mit seiner glänzenden Silberhaut und einer Höhe von 80 Metern dominiert es diesen Teil des 10. Bezirks. Es ist ein Symbol des „neuen Wien“, das hier in den letzten Jahrzehnten unübersehbar entstanden ist und weiterhin entsteht – Favoriten, eh der bevölkerungsreichste Bezirk der Stadt, wächst weiter.
Unübersehbarer Ausgangspunkt für alle anderen ist das 1999 fertiggestellte Verwaltungshochhaus des Baukonzerns Porr in der Absberggasse. Mit seiner glänzenden Silberhaut und einer Höhe von 80 Metern dominiert es diesen Teil des 10. Bezirks. Es ist ein Symbol des „neuen Wien“, das hier in den letzten Jahrzehnten unübersehbar entstanden ist und weiterhin entsteht – Favoriten, eh der bevölkerungsreichste Bezirk der Stadt, wächst weiter.
Das liebgewonnene Kaisergelb der Innenstadt und der Bauten der Ringstraßenära wird man hier vergeblich suchen, stattdessen dominiert die Funktionalität der modernen Architektur. Allerdings mit durchaus gelungenen Beispielen, die beweisen, dass es nicht immer Jugendstil-Zuckerwerk sein muss, dass ein Gebäude sehenswert macht, sondern dass Material und Rhythmus des Beton-Zeitalters auch durchaus ihren Reiz haben können.
Enden tut dieser Abschnitt des Stadtspaziergangs dann an einem historischen Bauwerk: der Ankerbrotfabrik. Zwischen 1900 und 1925 entstanden die Ziegelbauwerke dieser bekannten Wiener Großbäckerei. Mit einigen Aufs und Abs eine Erfolgsgeschichte bis heute, der K.u.K. Hoflieferant hat derzeit ca. 250 Filialen und beschäftigt 300 Bäcker und 250 Brotfahrer.
Neben den Werkshallen setzt vor allem der Turm der Fabrik einen weithin sichtbaren Akzent: 2013 bemalte der US-Künstler Shepard Fairey die Silowand mit einem seiner typischen roten Wandbilder.
Nicht mehr alle Gebäude des ehemaligen Werkkomplexes werden heute für die Produktion genutzt: ein stillgelegter Teil beheimatet heute das Kulturzentrum Brotfabrik Wien (www.brotfabrik.wien) mit Ateliers, Galerien und Veranstaltungsräumen.
Vor dem Anker Areal führt ein Fußweg neben der Ferdinand-Löwe-Straße über die klaffende städtebauliche Wunde der Südosttangente auf die Moselgasse und damit auf das Erholungsgebiet Laaer Wald zu. Einige Meter hinter der Urselbrunnengasse führt ein schmaler Fußweg in das Waldgebiet.
Der Zugang ist durch ein nicht zu übersehendes Holzschild gekennzeichnet. Ab hier empfiehlt sich der Spaziergang auch mit Kindern.
Zunächst führt der Weg zwischen einem verwilderten Waldteil zur Rechten und den Häusern einer Kleingartenkolonie hindurch ehe der Pfad in einen Eichenwald abbiegt. Nach wenigen Metern muss man sich entscheiden: grade zu geht es tiefer in den Wald, links biegt der Weg zum Böhmischen Prater ab. Ich biege ab, allerdings nicht ohne einen kurzen Schwenk zu einem kuriosen Holztor, das etwas unmotiviert, aber dekorativ auf den Waldweg führt.
Am Tor selber ist keine Erklärung zu finden, erst Google schafft Abhilfe: das prächtig geschnitzte Tor stammt aus dem rumänischen Maramuresch, das es 2006 der Stadt Wien zum Geschenk machte.
Aber, wie gesagt, dieser Spazierweg führt nicht hindurch, sondern linksab zum Böhmischen Prater und zur Löwygrube, und damit, ohne dass man es heute noch sehen würde, in ein spannendes Stück Wiener Industriegeschichte.
In diesem Teil Wiens gab es reiche Vorkommen an Tonerde. 1819 gründete deshalb Alois Miesbach die Wiener Ziegelwerke, den Vorläufer der heutigen Wienerberger AG. Ein Großteil der Arbeiter stammte aus Böhmen und Mähren, die hier, an der Stelle der Werkskantine, seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen kleinen Vergnügungspark für sich und ihre Familien aufbauten. Ansiedeln taten sich Schausteller, die ebenfalls aus den Heimatländern der Arbeiter zugezogen waren, daher der Name „Böhmischer Prater“.
Von Fabrik und Kantine ist heute nichts mehr zu sehen, stattdessen findet man hier heute auf ca. 5000 qm Restaurants, Fahrgeschäfte, ein Riesenrad sowie ein Spielkasino. Das besondere Highlight: hier befindet sich auch das älteste Ringelspiel Europas von 1890 mit 12 hinreißenden Holzpferden.
Für mich ist dieser kleine Vergnügungspark aber vor allem ein Highlight wegen der Menge an Kirmesfiguren und –maschinen aus den 80er und 90er Jahren, in denen der Böhmische Prater wohl zuletzt umfangreich erneuert wurde. Die Kobolde, Fantasievögel, Feuerwehrautos und Pferdchen schlagen jede Pop-Art-Ausstellung an Farbenfreude um Längen und sind unbedingt sehenswert!
Nach wenigen hundert Metern hat man das Areal schon durchquert und kommt zum Schlusspunkt dieses Spazierweges: der Löwygrube. Hier dominiert nicht der Wald, sondern eine weitläufige Wiesenlandschaft mit einzelnen Baumgruppen. Mitten darin, eine kleine „Schlucht“ mit einem Rot und Ocker leuchtenden Felsen.
In der aktuellen Hitze kann man sich gut ausmalen, dass hier einstmals der Löwe sein Unwesen trieb, den ein Habsburger-Kaiser geschenkt bekommen hatte, aber nicht in die Stadt hinein mitnehmen durfte. Genug Gelände zum Jagen hätte er gehabt.
Schade nur, dass diese Geschichte erfunden ist, der Ursprung des Namens (und der Grube) ist prosaischer. Auch hier war eine Lehmgrube (wir erinnern uns: hier war das Zentrum der Wiener Ziegelindustrie), die einem Herrn Löwy gehörte. 1951 erwarb die Stadt den Ort und legte eine Mülldeponie an: die Löwy-(Müll)-Grube.
Mit der Renaturierung des Geländes verschwand auch der „Müll“ aus dem Namen. Zurück blieb ein landschaftlich reizvolles Freizeitareal mit einem weiten Ausblick über Wien. Ein Kinderspielplatz, eine Hundewiese und vor allem hin und wieder aufgestellte Tische und Bänke machen diese Gegend zu einem - zu Recht! - beliebten Ausflugsziel.
(Stadtspaziergang 18.08.2018)
http://www.böhmischer-prater.at/Meine Tipps:
Community Cooking in der Brotfabrik. Zwischen September und Dezember kann man hier gemeinsam mit anderen Anwohnern kochen. Infos unter www.brotfabrik.wien/essen-trinken/community-cooking.html
Natürlich unbedingt sehenswert: der Böhmische Prater. Einen Überblick über die Veranstaltungen und das Angebot findet sich auf www.böhmischer-prater.at
Community Cooking in der Brotfabrik. Zwischen September und Dezember kann man hier gemeinsam mit anderen Anwohnern kochen. Infos unter www.brotfabrik.wien/essen-trinken/community-cooking.html
Natürlich unbedingt sehenswert: der Böhmische Prater. Einen Überblick über die Veranstaltungen und das Angebot findet sich auf www.böhmischer-prater.at