Wien leuchtet

Die Weihnachtsmärkte in der Inneren Stadt (1. Bezirk Innere Stadt, 4. Bezirk Wieden)

Wie zu keiner anderen Zeit im Jahr erstrahlt Wiens Innere Stadt während der Adventswochen in einem Lichtermeer. Von der üppigen Straßenbeleuchtung – die berühmten Kandelaber auf dem Graben seien hier stellvertretend für all die Sterne, Kronen oder abstrakten Installationen im ganzen Bezirk erwähnt – über die Auslagen der Schaufenster bis zu den Ständen der vielen Weihnachtsmärkte leuchtet die Stadt in allen Farben des Regenbogens. Das christliche Fest ist dabei bestenfalls Anlassgeber, hinter all dem Glitzer stecken durchaus diesseitige, sprich: kommerzielle, Erwägungen. Aber, wenn Gott Mammon sich derart prächtig präsentiert, warum nicht einmal auf einen Punsch vorbeischauen?

Natürlich habe ich meine Hausaufgaben vorher gemacht. Jahreszeitliche Märkte sind seit dem frühen Mittelalter für Wien nachgewiesen, je nachdem, welche Lesart man bevorzugt, seit 1296 mit dem Privileg für einen Dezembermarkt durch Herzog Albrecht I., oder seit 1382, als Herzog Albrecht III. das Privileg für den St. Kathrein-Marktes, zwei Wochen vor und nach dem 25. November, erteilte. Bis zum ersten Weihnachtsmarkt im heutigen Sinne sollten aber noch drei Jahrhunderte vergehen, ab 1722 fand auf der Freyung der erste „Nikolo-, Weihnachts- und Krippenmarkt" mit immerhin mehr als 100 Ständen statt.. 

Seitdem hat sich die Anzahl der Märkte vervielfacht, die offizielle Webseite der Stadt Wien listet für 2023 14 Weihnachts-, Christ- und Wintermärkte auf, allein 5 davon im 1. Bezirk und einen auf dem zentrumsnahen Karlsplatz, also im 4. Bezirk.
So viel zu Geschichte und Statistik.

Das heißt, nicht ganz, denn eine wesentlich Information wird mir in ihrer vollen Tragweite erst bewusst, als ich schon unterwegs bin: Jährlich besuchen um die 3 Millionen Menschen die Veranstaltungen. Wer sich nach Einsamkeit sehnt, ist hier falsch.

Schon auf dem ersten Markt, den ich besuche, dem sogenannten „Artadvent vor der Karlskirche“ schiebt und drängt alles, als gäbe es nur noch hier und heut‘ und diese Nacht, um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen oder sich mit Kollegen und Freunden die Lampe zu begießen. 

Von den suggestiven  Namen der diversen Märkte -  Artadvent (Karlsplatz), Weihnachtsdorf (Maria-Theresien-Platz), Altwiener Christkindlmarkt (Freyung) – sollte man sich übrigens nicht irritieren lassen, Aufmachung und Angebot der Märkte gleichen sich weitestgehend. Es sind die international scheinbar standardisierten Holzhütten mit dem ebenso austauschbaren Angebot an Christbaumkugeln, Holz- bzw. Ton-Objekten, Windlichtern und Duftseifen, die auf allen Weihnachtsmärkten von Wien bis Shanghai zu finden sind. Regionalen Einschlag bringen am ehesten noch Tiroler Speck und steirisches Kürbiskernöl, wobei mir das (im Übrigen empfehlenswerte) ach so typische Gröstl unter dem Namen Bauernfrühstück aus meiner rheinischen Heimat doch sehr bekannt vorkommt.

Aber darauf kommt es nicht an.

Der Charme der Wiener Weihnacht besteht nicht aus seinen Einkaufsmöglichkeiten, sondern aus dem, was man neudeutsch als „Setting“ bezeichnen würde. Wo auf der Welt findet all dieser überflüssige Flitter vor der Kulisse einer Karlskirche, eines Kunst- bzw. Naturhistorischen Museums, vor dem Stephansdom oder dem zuckerbäckrigen Rathaus statt? Eben. 

Und vor allem: Wo ist der Weg von Markt zu Markt so schön, wie hier, in Wien?

Gewiss, weihnachtliche Straßenbeleuchtung gibt es in vielen Städten rund um den Globus. Aber die Weihnachtslichter in der Inneren Stadt suchen ihresgleichen und sichern Wien in Sachen „Weihnachtsfeeling“ einen internationalen Spitzenplatz.

Wer einmal auf dem Graben gestanden und die leuchtenden übergroßen Kandelaber bewundert hat, weiß, was ich meine.

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Meine Tipps:

- Übersichten aller Wiener Weihnachtsmätkte sind zu finden auf https://vivent.at/veranstaltungen/weihnachtsmaerkte/ und https://www.wien.gv.at/freizeit/einkaufen/maerkte/weihnachtsmaerkte.html#eins
- Eine Übersicht der Beleuchtung ist zu finden unter https://www.wien.info/de/aktuell/weihnachten/wiener-weihnachtsbeleuchtungen-365804

© Hartmut Schulz 2023

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