DAS-IST.WIEN: SPAZIERGÄNGE DURCH EINE FASZINIERENDE STADT
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Auf der Ringstraße (Teil 4 Zwischen Universität und Donaukanal)

Es ist ein wenig wie der Morgen nach einer rauschenden Ballnacht: der Rhythmus pocht noch in den Ohren und der Champagner prickelt noch im Blut, aber im Licht des frühen Tages beginnt sich der Zauber langsam aber sicher zu verflüchtigen.

Ähnlich ergeht es dem Stadtwanderer mit dem vierten und letzten Abschnitte der Ringstraße zwischen Universität und Donaukanal: hier, außerhalb des direkten kaiserlichen Blickfelds, ist zwar alles immer noch prächtig und beeindruckend, aber es sind Bauwerke, die sich selbst genug sind, die „ihre Bestimmung haben“, Zweckbauten – wenn auch in bester Lage. Kein neues Adelsquartier wie rund um den Schwarzenbergplatz, keine Flaniermeile für das bürgerliche Wien wie am Opernring. Keine imperiale Machtdemonstration wie am Burgring und ebenso wenig demokratisches Aufbegehren wie am Dr.-Karl-Renner-Ring.

Stattdessen kommunale Infrastruktur, die jede Großstadt im 19ten Jahrhundert und auch heute noch braucht: Universität, Börse, Bank, Kaserne. Das einzig nennenswert der Allgemeinheit gewidmete Gebäude, das Ringtheater, 1881 untergegangen in einer der größten Feuerkatastrophen Wiens vor dem Inferno der Weltkriege, ist heute durch den seelenlosen Bau der Landespolizei ersetzt.

Am eindrucksvollsten ist zweifelsohne das Gebäude der Universität von 1884 nach Plänen von Heinrich von Ferstel, imposant schon in seinen schieren Ausmaßen. Es gelang dem Architekten, fast den gesamten Universitätsbetrieb der „Alma Mater Rudolphina Vindobonensis“ – auch damals schon die größte Universität im deutschen Sprachraum – in diesem Bau zu konzentrieren. Wie auch bei den anderen öffentlichen Bauten entlang der Ringstraße üblich, orientiert sich dieses Gebäude stilistisch in die Vergangenheit, in diesem Falle in die erste Blütezeit des Humanismus und der Bildung in Europa, die Renaissance. Sollte das Corona-bedingte Zutrittsverbot einmal aufgehoben werden, ist auch ein kurzer Blick ins Innere lohnenswert. Insbesondere der Arkadenhof atmet Flair.

Aber, wie gesagt: derzeit geschlossen.

So geht der Weg also durch die Unterführung des Verkehrsknotens am Schottentor auf die gegenüberliegende Seite. Den ungastlichen Betriebsbau, eine der wenigen Stellen in Wien, wo man sein Portemonnaie am besten sehr fest hält, sollte man schnell hinter sich lassen um dann den Ring ein paar Meter wieder in Richtung Burg zu laufen, bis man vis a vis dem Universitätsbau das Liebenberg-Denkmal und die dahinterliegende Mölker Bastei erreicht.

Wenn auch nicht unmittelbar „Ring“, ist dieser Teil des Stadtspaziergangs der stimmungsvollste, man sollte den kleinen Bogen also auf jeden Fall schlagen.

Direkt hinter Wiens Hommage an Johann Andreas von Liebenberg, als Bürgermeister einer der Helden der Zweiten Wiener Türken-Belagerung, und vorbei am Denkmal für Österreichs Trümmerfrauen führt ein kleiner Fußsteig hinauf zur Mölker Bastei. Hier steht das Pasqualatihaus, in dem Beethoven irgendetwas komponierte (der Maestro zog in seinem Leben mindestens 68 Mal um, davon am häufigsten in Wien. Welches Werk wirklich wo entstand, ist kaum nachzuvollziehen) in prominenter Lage auf der höchsten Stelle der ehemaligen Wehranlage. Von hier aus führt der Weg durch die Schreyvogelgasse und den Mölker Steig wieder hinunter zur Schottengasse.

Das ganze Areal wirkt wie aus der Zeit gefallen: Biedermeierhäuser lehnen sich dicht an dicht, die Gassen liegen selbst am helllichten Tag verlassen. Kein Geschäft, kein Café lockt die Besucher aus dem Schottenviertel hierher.

Und tatsächlich ist die Mölker Bastei als Teil der alten Stadtbefestigung ein städtebauliches Relikt, eine bebaute Baulücke. Immer wieder sollte die im Laufe der Zeit nutzlos gewordene Wehranlage niedergelegt werden, aber ebenso regelmäßig scheiterte das Vorhaben am Widerstand der Anwohner. Unter ihnen das reiche Stift Melk (Mölk = der Wienerisch Versuch, „Melk“ auszusprechen), das mit seinem weitreichenden Einfluss jede Umwidmung des Geländes zu verhindern wusste. Erst 1923 erkannte die Stadt der Wert dieses Ensembles und stellte die Mölker Bastei unter Schutz.

Geht man die Treppe am Mölker Steig hinunter auf die Schottengasse, sieht man zur Linken an der Ecke zur Ringstraße mit dem Palais Ephrussi eines der bedeutendsten „neureichen“ Wohngebäude der Ringstraße. Theophil Hansen, der Architekt des Musikvereins und des Parlaments erbaute das Gebäude für die aus Russland stammende Bankiersfamilie Ephrussi.

Nur wenig bescheidener, derzeit allerdings wegen umfassender Renovierung hinter Bauzäunen versteckt, liegt auf der anderen Straßenseite die ehemalige Zentrale der Bank Creditanstalt-Bankverein, vulgo das Haus am Schottentor.
Es bildet das passende Entrée zum letzten Abschnitt der Ringstraße, dem Schottenring.

Das ausgerechnet dieses Volk, dass das internationale Vorurteil ja mit Geiz und Sparsamkeit assoziiert, Namensgeber dieses Straßenabschnitts ist, entbehr nicht einiger Ironie: hier wurde und wird geklotzt. Schauen wir einmal nicht in die Vergangenheit (Börse, Palais Hansen, Palais Sturany und alle anderen Gebäude mögen mir verzeihen), sondern listen die Gegenwart, so sieht man, in welchem Ambiente man sich hier bewegt: Japanische Botschaft, Moneygram, Hilton, Wiener Städtische, Bank of China, Kempinski, Baker McKenzie und ähnlich lauten die Namen der hier niedergelassenen Unternehmen. Vornehmer geht es kaum, nicht einmal in Wien.

Interessanter im Rahmen dieser Stadtwanderung wird es allerdings erst wieder am Ende der Ringstraße, wenn man über den Deutschmeisterplatz mit seinem hochaufragenden Denkmal hinweg auf die Rossauer Kaserne blickt. Es spricht (sehr sympathische!) Bände über Österreichs Verhältnis zum Krieg, dass das Denkmal nicht pompös zweifelhafte Siege feiert. Seine Inschrift lautet: „Das Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 hat während seines 200jährigen Bestandes 206 Schlachten und Gefechte mit einem Gesamtverluste von 407 Offizieren und 20.000 Mann mitgemacht.“ Statistik über Pathos, Dank über Ehre.

Dazu passt auch die dahinter rot aufleuchtende Rossauer Kaserne. Zwar als „Defensiv- oder Defensionskaserne“ (zum Schutz des Habsburger-Clans vor der Wiener Bevölkerung, nicht etwa vor externen Feinden) 1870 eingeweiht, wirkt das Gebäude eher wie mittelalterliches Märchenschloss. Hampton Court Castle, der Tudor-Palast Heinrich VIII, hat hier unübersehbar Pate gestanden. Heute beherbergt das Gebäude unter anderem das Verteidigungsministerium.

Am Ringturm von 1955 enden die Ringstraßen-Spaziergänge. Wie und wo es als nächstes weitergeht? Das hängt vom Wetter ab, und da kann ein Blick auf die Wetterleuchte auf der Spitze des Turmes helfen. Im Moment leuchtet die Anzeige durchgehenden grün: „Gleichbleibende Wetterlage“.

Schönes Wetter also. Da wird es nach so vielen Straßen und Bauwerken endlich wieder einmal hinaus ins Grüne gehen.


(Stadtspaziergang 03.07.2020)

Meine Tipps:
- Ihren großen Auftritt hatte die Mölker Bastei im notorischen „Der Dritte Mann“. Vergleich hierzu den Stadtspaziergang unter https://www.das-ist.wien/1-2-4---der-dritte-mann.htm

- Wer sich für die Geschichte des Palais Ephrussi und seiner Bewohner interessiert, dem sei die aktuelle Ausstellung im Jüdischen Museum über diese Bankiersfamilie ans Herz gelegt. Informationen dazu unter http://www.jmw.at/…/exhibitions/die-ephrussis-eine-zeitreise

Copyright Text und Fotos: Hartmut Schulz, 2018-2021
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